Vulgäre Farbe…

2012, Jan 11th

Fred Herzog und Bruce Wrighton in Braunschweig: „Farbe ist vulgär“ lautet ein entschiedenes Urteil von Walker Evans, das treffend die Ablehnung vieler Autorenfotografen gegenüber der Farbfotografie bis weit in die 1970er Jahre hinein bezeichnet. Für die künstlerisch ambitionierten Fotografen galt das farbige Bild lange als zu bunt, zu wenig wirklichkeitstreu, zu amateurhaft oder zu nahe an der kommerziellen Werbefotografie. Blickt man auf die Geschichte der Colorfotografie, so glaubt man in der Tat, dass die Farbe in der Fotografie eine Konstruktion ist. Jedes Jahrzehnt hatte seinen eigenen Kolorit. Doch was lange als ein Nachteil in der realistischen Darstellung von Wirklichkeit galt, wurde spätestens in den 1970er Jahren als ein Mehrwert erkannt – oder eben, wie im Fall Fred Herzogs, schon früher.
In der Reihe von Wieder- oder Neuentdeckungen dokumentarischer Fotografie der 1960er – 1980er Jahre präsentiert das Museum für Photographie Braunschweig nun zwei Positionen aus Nordamerika, Fred Herzogs Aufnahmen aus Vancouver aus den 1960er Jahren und Bruce Wrightons fotografische Studien der Kleinstadt Binghamton aus den 1980er Jahren. Beide setzen ganz auf Farbe, sei es aufgrund des bildnerischen Eigenwerts oder sei es aus einem Mehr an Realismus. Doch neben der unterschiedlichen Behandlung der Farbe treffen auch zwei unterschiedliche Konzepte des Dokumentarischen aufeinander: Die existentialistische, großstädtische Straßenfotografie der Nachkriegszeit begegnet einem konzeptuellen, stärker soziologisch geprägten Interesse an der Erkundung des kleinbürgerlichen Milieus einer amerikanischen Kleinstadt… (Pressetext)

13.01. – 18.03.2012 Museum für Photographie Braunschweig / Eröffnung 12.01.2012, 19.00 Uhr / Öffnungszeiten: Di.–Fr. 13 – 18 Uhr, Sa./So. 11 – 18 Uhr

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