Lebensmittel

2012, Mrz 1st

Für manch einen Photographen sind die Arbeiten von Michael Schmidt ja geradezu Lebensmittel. Zumindest in Phasen. Und zumindest gewissermaßen als Grundlage – so ähnlich wie eine gute Mahlzeit vor dem Alkoholkonsum (oder so). Wie dem auch sei: nach längerer Abstinenz gibt es jetzt wieder neue Arbeiten von Schmidt zu sehen.
Ab Sonntag, den 4. März 2012 um 12.00 Uhr (Eröffnung) im Spiegelsaal des Museum Morsbroich in Leverkusen.

In den Jahren 2006 bis 2010 hat Michael Schmidt den europäischen Kontinent bereist und die Produktion, Verarbeitung, Konfektionierung und Präsentation von Lebensmitteln fotografiert. Nach fünf Jahren der Planung und Realisierung wird sein monumentaler Essay nun mit der Ausstellung im Museum Morsbroich und der begleitenden Publikation vorgestellt: 177 Bilder aus dem Alltag der Agrar- und Ernährungswirtschaft, die nicht nur ein bedeutender Wirtschaftszweig ist, sondern indirekt auch das politische und soziale Selbstverständnis der Bevölkerung widerspiegelt.
Schmidt verzichtet weitgehend auf lokale Bezüge. Die Zustände, die in den Bildern sichtbar werden, vermitteln daher das bedrohliche Gefühl von Allgegenwart und Nähe. Dabei sind die Motive nicht zudringlich, sondern darauf angelegt, ihre Wirkung mit einer gewissen Verzögerung zu entfalten: klar und modellhaft. Feldarbeiter, Zuchtbetriebe, Fischfarmen, Großbäckereien, abgepackte Wurstwaren und von der Lebensmittelindustrie zugerichtete Landschaften – Schmidt führt uns in ein Zwischenreich, das er mit seinem schmerzhaft realistischen Blick durchleuchtet.
Michael Schmidt (geboren 1945 in Berlin, lebt in Berlin und Schnackenburg) ist für seine umfangreichen Serien berühmt, an denen er in der Regel drei bis fünf Jahre kontinuierlich arbeitet. Obwohl sich Schmidt intensiv mit den großen Dokumentaristen der Fotografie wie Walker Evans auseinandergesetzt hat, lässt sich sein Stil nicht festlegen. Gegen das Objektive setzt er den subjektiven Umgang mit dem Objekt, auch dem Menschen als Objekt. Mit seiner immer neuen Herangehensweise an fotografische und gesellschaftliche Fragestellungen nimmt Schmidt eine singuläre Stellung ein, sein innovatives projekthaftes Arbeiten und sein extremes Engagement gelten als Vorbild für eine Generation jüngerer Fotografen. (Pressetext)

Im Anschluss daran zeigen die Galerie im Taxispalais in Innsbruck (16. Juni – 26. August 2012) und der Martin-Gropius-Bau in Berlin (12. Januar – 1. April 2013) das Projekt.

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