Der Osten höret nimmer auf.

2012, Nov 22nd

Sven Gatter, Juliane Cieslak, aufgewachsen in Seifhennersdorf, 2012

„Ich habe erst vor kurzem gelernt, mich als Ostdeutsche zu empfinden und mich auch als solche zu bezeichnen. Ich will vorerst bewusst in diesen Ost-West-Kategorien denken. Denn wenn ich das nicht täte, würde ich auch nicht darüber nachdenken, woher ich eigentlich komme, wo meine Wurzeln sind und welche Erfahrungen ich gemacht habe.“

Die Überschrift ist keine Drohung. Der Unterschied zwischen Ost und West ist ein anderer als die Spaß-Feindschaft zwischen Köln und Düsseldorf oder der Abneigung zwischen Preußen und Bayern. Eine andere Sozialisation schafft andere Weltsichten, andere Erfahrungen produzieren andere Verhaltensweisen. Das lässt sich nicht auf die fatale höhere Neigung zum Rechtsextremismus oder auf das oft beschworene Menscheln pauschalisieren.

Jedenfalls machen die, die den Osten nur in ihrer Kindheit miterlebt haben, gerade auf sich aufmerksam: „Sie sind in etwa zwischen 1975 und 1985 in der DDR geboren und bezeichnen sich als 3te Generation Ostdeutschland. Ihre Umbruchserfahrungen möchten sie in die gesellschaftlichen Debatten einbringen. Dabei wollen sie sich eine emphatische Haltung bewahren, denn es geht um ihre Heimat. Ein Ende des „Ossis“, wie jüngst in der Wochenzeitung Die Zeit ausgerufen, lassen sie nicht gelten. Vielmehr pochen sie auf eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte – aus ostdeutscher Perspektive, über die verschiedenen Generationen hinweg.”

Sven Gatter hat dazu sehr schöne Portraits im postdokumentarischen Stil gemacht, die der Persönlichkeit Raum geben, aber trotzdem nach dem Typischen suchen. Am kommenden Samstag, 24.11.2012, wird im Rahmen der Generationenkonferenz der Initiative „3te Generation Ostdeutschland“ seine gleichnamige Fotoarbeit  präsentiert. Die Porträtfotografien und kurze Interviewausschnitte werden als digitale Slideshow auf einer Fläche von 7×6 Metern an die Außenfassade projiziert. Sieht bestimmt ziemlich gut aus!

Sven Gatter, Michael Hacker, aufgewachsen in Hoyerswerda, 2012

„Vor rund 40 Jahren sind zehntausende Menschen aus ganz pragmatischen Gründen nach Hoyerswerda gekommen. Die wollten eine Arbeit und eine Wohnung. Heute fällt es vielen paradoxerweise sehr schwer, die Abwanderung ihrer Nachfolger, also ihrer Kinder und Enkel, nicht nur ohnmächtig als Verlust, sondern als Teil ihrer eigenen Geschichte anzuerkennen.“

3te Generation Ostdeutschland
Ungarisches Kulturzentrum Collegium Hungaricum

Dorotheenstraße 12
10117 Berlin
24.11.2012
18:30 – 20:00 Uhr und 22:00 – 24:00 Uhr

GG

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